Eine Katastrophe hält was aus / A Walking Catastrophe Can Put Up with a Lot - 39,90€*
Erschienen im März 2020 bei DISTANZ
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Lillian M. Banks - Katalogtext Auszug
....“Eine Katastrophe hält was aus/A walking catastrophe can put up with a lot” ist eine Welt, in der Räder auf Asphalt Gummi geben. Wo sechsundfünfzig Katzen sich in ein Wimmelbild aus Hüten verwandeln. Im Retro-Badeanzug machen wir eine Drehbewegung nach rechts … Eine Katastrophe auf Beinen löst sich in ein Kreuzworträtsel auf, das sich in eleganter Renitenz mit dem Rücken zum Publikum aus der Szene verabschiedet – stolz, aber nicht überheblich. Ein Zeichen der Stärke ohne Machtdemonstration. Stattdessen findet der Betrachter ein Gesicht im Hemd. Hände packen zu wie Handschellen, und ein so simpler Gegenstand wie ein Transistorradio schlägt explosive Funken in der Atmosphäre. Dies ist eine Welt, in der chic geschniegelte Pfannkuchen auf dem Gesicht landen und Goldhamster herumpurzeln.
Dieses Werk ist einzigartig in der Kunstwelt wie auch in der Übersetzerwelt, gerade weil so viele Schichten der Übersetzung darin enthalten sind. Bedeutungen wabern in den Leerflächen herum, aber auch in den Gestaltungselementen der einzelnen Arbeiten, und wollen ans Licht gebracht werden. Dies geschah überwiegend im Dialog zwischen der Künstlerin und der Übersetzerin – erst dann konnten sie in der Zielsprache in handliche Päckchen verpackt und an die Künstlerin zurück geliefert werden. Die wiederum übersetzte sie dann zurück in Bilder. “Eine Katastrophe hält was aus/A walking catastrophe can put up with a lot” ist stets in Bewegung, ein immerwährender Balanceakt: So entstehen dreidimensionale Übersetzungen in einem zweidimensionalen Medium....” Chicago, 2019
....“Eine Katastrophe hält was aus / A walking catastrophe can put up with a lot” is a world where rubber meets the road. Where fifty-leven hats morph into cats. Where a retro bathing suit twists on its torso and a walking catastrophe is resolved in a crossword puzzle stepping away from the scene with its back to the viewer in elegant defiance—proud, but not boastful. A show of strength absent the spectacle of force. In its place, the viewer finds a face in a button-down shirt. Hands clutch like cuffs, and an object as simple as a transistor radio sparks explosively through the static. It’s a world where slickbacks and jellyrolls rumble, and where golden hamsters tumble.
This work is as unique to the art world as it is to the world of translation precisely because of the many layers of translation involved. Meanings suspended in the white spaces and in the design elements had to be brought to the fore—this happened largely in conversations between artist and translator—before they could be packed back into sparse parcels in the target language and returned to the artist, who then translated them back into images. Ever in motion, “Eine Katastrophe hält was aus / A walking catastrophe can put up with a lot” is an act of precarious balance: three-dimensional translation in a one-dimensional medium....” Chicago, 2019
Info zu Lillian M. Banks:
Lillian M Banks (geb. Friedberg) ist US-amerikanische Übersetzerin mit Schwerpunkt auf literarischen, geschichtlichen und psychoanalytischen Texten. Zu ihren bedeutendsten Werken gehören zahlreiche Übertragungen der Lyrik und Prosa von Ingeborg Bachmann (u.a. Last Living Words: The Ingeborg Bachmann Reader), die Übertragung von Dramen von Elfriede Jelinek (Bambiland, Sportstück) sowie die Übersetzung von Originaldokumenten aus der Nazizeit (Third Reich Sourcebook). 2004 promovierte sie mit einer Dissertation zum Thema Ingeborg Bachmann in englischer Übersetzung; seitdem hat sie zahlreiche Beiträge zu diesem und anderen geisteswissenschaftlichen Themen veröffentlicht. Seit 2012 fertigt sie Übersetzungen für Ausstellungskataloge des Museum of Contemporary Art in Krakau, sowie von akademischen Aufsätzen aus dem Bereich der Psychoanalyse an. Darüber hinaus ist Lillian Banks begeisterte Djembetrommlerin, die einen Großteil ihres Lebens/Erwachsenendaseins damit verbracht hat, afroamerikanische Kinder und Jugendliche in der South Side von Chicago zu unterrichten und mit ihnen aufzutreten. Sie lebt mit ihrem Mann (Jim Banks) und ihren drei Katzen in Chicago.
Lillian M Banks (née Friedberg) is a US-American translator of literary, historical and psychoanalytic texts. Most prominently, she is a translator of Ingeborg Bachmann’s prose and poetry (Last Living Words: The Ingeborg Bachmann Reader), of dramatic works by Elfriede Jelinek (Bambiland, The Sport Choir), in addition to original source documents from the Nazi era (Third Reich Sourcebook). In 2004, she completed her PhD with a dissertation on the subject of Ingeborg Bachmann in translation and has published countless articles on translation and other topics in the humanities. Since 2012, she has completed translations for exhibition catalogues at the Museum of Contemporary Art in Kraków, Poland, and scholarly articles in the field of psychoanalysis. Banks is also an enthusiastic djembe drummer who dedicated much of her adult life to educating, training and performing with African American youth on the South Side of Chicago. She lives with her husband (Jim Banks) and their three cats in Chicago.
https://lillianbanks.com/
https://www.gofundme.com/cancer-care-for-lillian-banks
DISTANZ Verlagsvorschau Frühjahr/Sommer 2020
Über Texte, Bilder und eine Fernbeziehung.
Ausstellungstext von Dr. Sylvia Metz - Auszug
Wenn Eva Noack in ihrem Atelier arbeitet, hängt ein Schild an der Tür. Bitte nicht klopfen, steht da drauf. Das ist gar nicht so sehr als Bitte gemeint, sondern eher als Hinweis an die Außenwelt zu verstehen – ich bekomme gerade nichts mit, ich bin zwar da, aber eigentlich bin ich gerade in meiner Kunst. Kommt später wieder!Die Künstlerin taucht dann für Stunden ab, versinkt in Stapeln alter Zeitschriften, die aus den Jahren 1949 bis etwa 1970 stammen. Das können Frauenzeitschriften wie Die kluge Hausfrau sein, Do-it-yourself-Hefte wie Faller Modellbau oder auch ein altes Exemplar des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, Tierzeitschriften sind darunter und auch Illustrierte wie Quick und Kristall oder Männermagazine wie der Playboy. Sie sind das Material für Noacks neue Arbeiten, die aus Texten und Bildern bestehen. Es sind Zeitungsausschnitte, gefundene Wörter, Ausrufezeichen, kleine Figuren, die während des Arbeitsprozesses auch schon mal verschwinden und dann unverhofft aus einem Berg von Papierfetzen wiederauftauchen, vergessene Sprache und poetische Fragmente, die zusammengesetzt eine ganz eigene, bezaubernde Welt ergeben.
Eva Noack sucht Wörter, schneidet diese aus, legt sie sorgfältig nebeneinander auf einen großen Tisch und gibt ihnen einen Platz in einem sorgfältig arrangierten System innerer und äußerer Beziehungen. Zu diesen hunderten zeitgleich nebeneinander und miteinander liegenden Wörtern gesellen sich Abbildungen und Bildzeichen aller Art hinzu, wie Sterne, Filmnegative, Ringe, die aussehen wie undefinierbare biomorphe Strukturen, Tische mit Elektrogeräten, Schuhe, Menschen, comichafte Figuren, Seile, Organe – das Formenvokabular scheint unendlich zu sein. Aus diesem Universum der Möglichkeiten bedient sich die Künstlerin für ihre Text-Bilder.
Es war nicht von Beginn an so, dass die deutschsprachigen Text-Bilder auch in amerikanisches Englisch übersetzt werden sollten. 40 Arbeiten existierten bereits, als Eva Noack das Buch „Verlernen. Denkwege bei Hanna Arendt“ von Marie Luise Knott las. Besonders das zweite Kapitel, das sich mit dem Übersetzen beschäftigt, wurde für die Künstlerin zur Inspiration und sie folgte der Arendt‘schen Idee, ihr bisheriges Denken auf den Kopf zu stellen und neue künstlerische Wege zu gehen.1
Es sollte eine Arbeit werden, die in beiden Sprachen einen möglichst ähnlichen Wortwitz enthält. Dazu lud die Künstlerin die Übersetzerin Lillian M. Banks ein, die Texte der deutschsprachigen Collagen ins Englische zu übertragen. Obwohl Banks zu den besten Übersetzerinnen unserer Zeit gehört, war dies ein gewagtes Vorhaben, denn die Frage stand sofort für beide im Raum: Wie kann man bildende Kunst übersetzen? Keinen Text über Kunst, sondern Kunst. Geht das überhaupt?
Was folgte, war ein sehr intensiver Austausch zwischen der Künstlerin und der Übersetzerin. Er wurde künstlerisch und menschlich so intensiv, dass Noack sich entschloss, Banks einen besonderen Platz in ihrer neuen Publikation zu widmen: Eine Katastrophe hält was aus ist, so sieht man es sofort auf dem Cover des Buches, ein echtes Gemeinschaftswerk geworden. Hat Banks ihre Übersetzung fertig, schickt sie sie zurück an Noack. Manchmal entsteht ein langes Ping-Pong zwischen den beiden Frauen, über einzelne Wörter, Satzzeichen, es kommt zu Rückfragen, Erklärungen, und tausende E-Mails wandern über den Atlantik und zurück.
Ist die Übersetzung fertig, sucht Noack wiederum die passenden Bildzeichen und fertigt so eine bildhafte Übertragung in eine englischsprachige Collage an. Das Verfahren wird nun leicht abgewandelt, da die Künstlerin keine englischsprachigen Hefte und Magazine verwendet. Stattdessen schreibt sie den englischen Text auf ihrer Triumpf TIPPA 1Reiseschreibmaschine. Ähnlich wie die Dadaistin Hannah Höch, die über sich selbst einmal sagte, sie benutze ein Foto wie die Farbe, oder der Dichter das Wort, komponiert Eva Noack ihre Text-Bilder mit einer künstlerischen Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, als hätte sie nie etwas anderes getan.
Die Serie Eine Katastrophe hält was ausbesteht aus 80 collagierten Bildpaaren. In ihnen nähert sich Eva Noack mit großem Sprachwitz und Sinn fürs Komödiantische der Alltagswelt an und bringt uns so gleichermaßen zum Schmunzeln wie zum Nachdenken. Die Herangehensweise, mit der sich die Künstlerin ihren Text-Bildern nähert, beinhaltet eine hohe poetische und dadaistische Komponente. Zugleich grenzt sie sich durch das gezielte Aussuchen und Komponieren der Bilder deutlich von dem Vorhaben und der Grundidee der Dadaisten ab, die stark vom Zufallsprinzip geprägt war, mit dem Noack keineswegs arbeitet. Bei ihr hat jedes Wort, jedes Fragezeichen und jeder Sonnenstrahl einen Millimeter genau ausgeklügelten Platz. Die Arbeiten funktionieren jede für sich, es ist nicht zwingend nötig, beide Teile der Bildpaare zu sehen. Doch wer beide Sprachen spricht und die jeweiligen Bilder zusammen sieht, hat ein größeres Seh- und Leseerlebnis. Es gibt zusammengehörige Blätter, in denen die Bilder unmittelbar etwas mit dem Text zu tun haben, auf deren Seite sie abgebildet sind. Sie stehen in einem kongruenten Bezug zueinander. In anderen Arbeiten ergänzen sich Bild und Text beider Seiten gegenseitig. Der Witz entsteht dann, komplementär, durch die Verbindung von Bild und Text. Der Text kann aber auch über den Bildinhalt hinaus gehen, oder anders herum.
Die Figuren haben keine grammatische Struktur, sie sind mehrdeutig. Eine exemplarische Arbeit ist die Katastrophe, die etwas aushält und zu der wir nett sein sollen (S. 28/29). Gemäß der Übersetzung „läuft“ die Katastrophe („walking catastrophe“) und daher verwundert es nicht, dass sie uns auf dem englischsprachigen Blatt und auf dem Cover der Publikation auf zwei Beinen entgegenkommt.1
Über den Zugang zu ihren Arbeiten lädt sie uns ein, in unsere eigene Bild- und Sprachwelten einzutauchen, die weder einer bestimmten Leserichtung folgen, noch eine eindeutige visuelle Information enthalten müssen.
1 Die im vorliegenden Text genannten Seitenangaben beziehen sich auf Eva Noacks und Lillian M. Banks Publikation Eine Katastrophe hält was aus, konzipiert von Eva Noack, erschienen 2020 im Distanz Verlag.
https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/rbbkultur_am_morgen/archiv/20200217_0605/das_portraet_0610.html
https://magazin-forum.de/de/node/14065
Deutsch/Englisch, 23 x 28 cm,
184 Seiten, Hardcover mit Leinen
Text-Bild-Paar Nr. 23
Blindprägung des Textes Nr. 23
Open Studios- Präsentation von 26 (insgesamt 80) Text-Bild-Paaren, September 2019
Wiedereröffnung des Atelierhauses Mengerzeile,
21. September 2019
die Anfänge im alten Studio / Juni 2017
erste Textbilder / Juni 2017
der Tisch wird größer, die Wörter vermehren sich / Juli 2017
unter dem Regenschutz (aufgrund der Baustelle hat das Atelierhaus kein Dach mehr,direkt über mir) wird weiter getextet / Dezember 2017
alle Wörter einpacken-Umzug ins neue Atelier, eine Etage tiefer / Januar 2018
Im gesamten Atelierhaus ist es aufgrund der Großbaustelle extrem staubig – so werden alle Wörter regelmäßig davon befreit / Juli 2018
die ersten englischen Übersetzungen sind fertig und ich arbeite parallel an den deutschen und englischen Textbildern / Juli 2018
die ersten 7 Textpaare DE/EN sind fertig und ich arbeite jetzt ausschließlich an den englischen Übersetzungen / August 2018
der Tisch füllt sich immer mit mehr Material / März 2019
Tag und Nacht / März 2019
der Boden ebenfalls / März 2019
Blick von oben – die 69 englischen Textbilder sind fertig / April 2019
die Wörter sind zurück – Titelsuche für das Buch / April 2019
April 2019
Mitarbeit an der Bilderrahmung bei Berlin Framers / Juni 2019
die notwendigen Utensilien / Juni 2019
Juni 2019
Juni 2019
Juni 2019
März 2020 // Möbel-Olfe Anlässlich zur Buchpräsentation: This is no place for idyllic dreams, Plakatwand vor der
MÖBEL-OLFE, August 2020
Buchpräsentation am 28.08.2020 mitten in der Baustelle vor der MÖBEL-OLFE
Plakatwand 2.HH im Haus Schwarzenberg, Berlin 2022 “This is not a place for idyllic dreams - Move along---Quielty”
Mèlange, 30 Jahre Atelierhaus Mengerzeile, Galerie Neurotitan Berlin, 2024, Eva Noack